Bei den Pferden

Bei den Pferden

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W arum kauft man sich ein gebrauchtes Haus? Ich weiß nicht, warum andere Leute es tun, bei uns war es wegen des Grundstücks. Schon bei der ersten Besichtigung war mir das Mauerwerk relativ egal, ich sah aus dem gepflegten Rasen einen Paddock werden, in dem mein Pferd Amaretto jederzeit nach Herzenslust toben konnte. Nie wieder Käfighaltung! Nie wieder der Kampf um Zeiten auf Gemeinschaftsauslauf oder Wiese!
Das Pferd am Haus, welcher Reiter träumt nicht davon. Meinen Traum haben wir hier wahr gemacht. 600 qm Paddock, einen Offenstall, der Platz genug für vier Pferde bieten würde und dazu einen guten Hektar angepachtete Koppel.
A ber auch die Schattenseite sollen hier nicht ganz unerwähnt bleiben. Der schönen Zeit des durchs Gelände strolchen im Frühling und Sommer folgt die Schlammschlacht im Herbst und Winter. Wenn ihr Pferd sie mit moddernassem Winterfell treuherzig anblickt, legen sie den Sattel getrost wieder weg und rechnen Sie eine Stunde putzen ein. Der Spruch "Lange Striche, kurze Pausen" stammt eindeutig von einem Freizeitreiter mit Offenstallpferden. Das ganze Jahr über muß der Stall gemistet und der Paddock abgeäpfelt werden; wer da die Frage "Wohin mit dem Mist" erst stellt, wenn der Kompost überläuft, der hat ein Problem. Koppeln sind nicht nur zum Grasen da, sie müssen auch gepflegt werden, sonst werden die Geilstellen immer größer. Zäune müssen gezogen, umgesetzt oder geflickt werden. Wenn das alles Sie nicht schreckt, dann Willkommen bei der artgerechten Pferdehaltung.
E in ganz wichtiger Punkt ist natürlich auch noch die Tatsache, daß Pferde Herdentiere sind. Sie müssen sich also rechtzeitig nach einem Kumpel für Ihr Pferd umsehen. Wir stießen bei der Suche nach einem sogenannten "Beistellpferd" auf Sam, ein langohriges, ziemlich heruntergekommenes Maultier. Sein "Halter" kümmerte sich offensichtlich nicht sehr um sein Wohlergehen. Es war ein ziemlicher Nervenkrieg, bis Sam bei uns einziehen konnte, aber es hat sich eindeutig gelohnt. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Heike, Fritz und Udo für ihre Hilfe. Ohne euch und die fachkundige und nette Unterstützung der IG Esel- und Mulifreunde, besonders Fr.Bank-Lauer, wäre Sam wohl seit Jahren in der Wurst.
W as als Zwangsgemeinschaft anfing, ist mittlerweile eine dicke Freundschaft geworden. Amaretto ist nach außen hin der Chef der Miniherde, aber Sammy ist ihm intellektuell haushoch überlegen. Aber wie jeder gute Untergebene läßt er es den Boss nicht merken. Ein Tip, falls sie mit dem Gedanken spielen sich langohrige Gesellschaft zu holen: Vergessen Sie Ihre Pferdeerfahrung, Maulis sind ganz anders....
S am hat sich der Göttin sei Dank, nur körperlich "gemausert", vom Wesen her ist er schmuse- und anlehnungsbedürftig geblieben. Auch andere Wesenszüge sind geblieben: Beim Füttern haut er rein, als gäbe es kein Morgen mehr und Männer mag er immer noch nicht besonders. Besonders Tierärzte und Schmiede erkennt er schon "am Gang". Dafür hat er ein feines Gespür für Menschen, die ihm wohlgesonnen sind und geht auch mit Kindern sehr behutsam um.
in den Garten Chris@WuzGarden.de
©Chr.Biedermann Update 09-09-2003